Franz Mann

Verwandtschaft zu Max Günsberg: Schwiegervater, Vater seiner zweiten Frau Gerlinde


Franz Mann wurde am 14.02.1912 in Pulkau im Weinviertel, Niederösterreich, als Sohn von Johann Mann (*28.03.1880 in Wien/+03.06.1920 in Braunsdorf) und Barbara Mann, geb. Preiner (*13.06.1883 im ungarischen Ivan/+11.10.1952 in Wien) geboren. Nachdem die Heirat am 9.Juni 1908 in Schrattenthal, einem Nachbarort von Pulkau und der Heimatgemeinde von Johann Mann, erfolgte, war dem Ehepaar bereits vor Franz´ Geburt am 6.Juni 1909 in Schrattenthal ein Sohn namens Johann Richard geboren worden, der allerdings bereits zwei Monate nach der Geburt starb. Am 28.02.1911 wurde dem Paar in Schrattenthal auch eine Tochter und damit Franz Manns ältere Schwester Barbara Maria Mann (+19.Juli 1989 in Wien) geboren.



Herkunft väterlicherseits

Die Familie des Vaters Johann Mann stammte aus dem Weinviertel in der Nähe von Retz/Haugsdorf und war dort seit vielen Generationen in einem bäuerlichen Umfeld sesshaft. Johann Mann war der uneheliche Sohn von Aloisia Mann (*7.Juni 1854 in Haugsdorf), die zum Zeitpunkt der Geburt als Dienstmagd arbeitete. Nach der Geburt absolvierte sie 1881 eine Hebammenausbildung in der Hebammenklinik (2. Gebärklinik) im AKH Wien und heiratete in Wien im selben Jahr den Kindesvater, einen Weinbauern namens Josef Bauer. Nach der Hochzeit wurden dem Paar zwischen 1882 und 1884 noch drei weitere Kinder (Aloisia, Josef und Maria Bauer) geboren. Von 1886-1891 war Aloisia Mann Ortshebamme in ihrem Wohnort Großnondorf, wo sie in dieser Zeit praktisch alle Kinder ans Licht der Welt beförderte.

Obwohl Josef Bauer auch der Vater von Johann Mann war behielt dieser den ledigen Familiennnamen der Mutter, also "Mann", auch nachdem Josef Bauer nachträglich als Vater ausgewiesen wurde.

Dass Erstgeborene zu dieser Zeit sehr oft unehelich geboren wurden, war der meist präkeren finanziellen Situation junger Paare geschuldet, die eine Hochzeit und einen gemeinsamen Haushalt vorerst nicht zuließ. Im Fall des Johann Mann wurde dieser aus eben diesem Grund im Gebärhaus in der Alser Vorstadt im achten Bezirk in Wien entbunden, das genau für diese Zwecke uneheliche Geburten ..."Vor Schand und Noth gerettet"... für die soziale Unterschicht ermöglichte. Von diesem Gebärhaus kamen die Kinder in der Regel in das "Findelhaus" und wurden nach einigen Tagen an Pflegeeltern abgegeben. Johann Mann erlitt jedoch kein ganz so hartes Schicksal wie andere Leidensgenossen, sondern wurde statt an wildfremde Menschen zur Pflege an die Eltern des Kindesvaters Josef Bauer übergeben. Erst 1882 waren die Kindeseltern selber in der Lage das Kind zu sich zu nehmen und Johann Mann wurde am 15.02.1882 aus dem Findelhaus gegen Revers in die Obhut der leiblichen Eltern entlassen.

August Stauda: 8., Alser Straße 23 – Findelhaus, 1885-1915 © Wien Museum

Franz´ Vater Johann Mann wurde offenbar im ersten Weltkrieg verwundet. Das geht aus der Verlassenschaftsabhandlung seiner Frau Betty Mann in ihrem Sterbejahr 1952 hervor, da sie demzufolge bis zum Zeitpunkt ihres Todes eine Hinterbliebenenrente erhielt. Johann Mann ist am 03.06.1920 in Braunsdorf jedoch nicht an dieser Verletzung, sondern an Lungentuberkulose verstorben.



Herkunft mütterlicherseits

Die Familie Preiner seiner Mutter Barbara stammte aus dem heutigen Burgenland im Gebiet rund um Oberpullendorf und Sopron/Ödenburg. Damals zählte diese Gegend hingegen zu Westungarn, daher war die Umgangssprache dieser Familie und auch die Muttersprache von Franz´ Mutter Barbara ungarisch.


Der Großvater von Franz Mann, demnach Vater seiner Mutter Barbara/Betty namens Ferenc/Franz Preiner (*2. April 1831 in Großmutschen/+8. April 1902 in Tullnerbach) war von 25. Februar 1854 bis 3. Juni 1864 im Militärdienst beim k.u.k. ungarischen Infanterieregiment 48. Kurze Zeit später heiratete er in Sopron/Ödenburg am 1. Februar 1865 Maria Kolovich (*9. Oktober 1842 in Malomház/Kroatisch Minihof/+5. Mai 1885 in Füles/Nikitsch). Danach trat er als Gärtner in den Dienst prominenter Ödenburger Adelsfamilien: zuerst von 1869 bis 30.12.1874 bei der Herrschaft Graf Kalman Szecheny, anschließend von 01.01.1875 bis 30.12.1884 bei der Herrschaft Csillag & Boschan und zuletzt bis 30.12.1900 bei der Herrschaft Louise von Lunkanyi. Anschließend war er bis September 1901 in Wien, bevor er mit seinen Kindern nach Tullnerbach bei Wien zog und dort am 8. April 1902 starb.

Louise von Lunkanyi


Töchterchen Barbara, die Mutter von Franz Mann, wurde dem Ehepaar Preiner am 13. Juni 1883 als letztes von acht Kindern in Ivan (südlich von Sopron) geboren. Sie starb 1952 in Wien.



Franz Manns Lebenslauf


Franz Mann und seine Schwester Barbara

Franz Mann und seine Schwester Barbara


Bereits im Alter von nur acht Jahren verlor Franz seinen Vater Johann Mann, der Schneidermeister war und am 03.06.1920 in Braunsdorf an Lungentuberkulose verstarb. Es ließ sich nicht eruieren, warum Johann Mann im Weinviertel verstarb und nicht in Wien, wo sein Sohn Franz ja bereits seit 1918 die Schule besuchte.

Franz und seine Schwester Barbara wurden daher von der alleinstehenden Mutter Barbara "Betty" Mann großgezogen, die die Familie mit einem Milch- und Buttergeschäft in der Markthalle in der Burggasse in 1080 Wien ernähren und ihrem Sohn eine anständige Ausbildung ermöglichen konnte:

Von 01.09.1918 bis Juni 1921 besuchte er die Volksschule in der Selzergasse 19 in 1140 Wien.

Nachdem er von 1922 bis 1923 die Mittelschule in der Schweglerstraße 2 in 1140 Wien, die heutige Sir Karl Popper Schule, besucht hatte, wechselte er danach von 1923 bis 1926 in die Bürgerschule auf der Stubenbastei im ersten Bezirk in Wien. 

Von 15.09.1926 bis 30.09.1930 absolvierte er eine Elektro- und Maschinenbauschule im Arsenal in 1100 Wien. Diese Ausbildung schloss er mit einem Examen ab, das jedoch nicht als Reifeprüfung anerkannt wurde.

Das Geschäft der Mutter in der Markthalle dürfte gut gelaufen sein, da Betty Mann im Jahr 1931 für den gerade einmal 19-jährigen Franz Mann als Käufer ein Gartengrundstück in Ober St.Veit erwerben konnte. Demnach war die Familie nicht gerade bettelarm. Dennoch wurde Franz Mann spätestens zu dieser Zeit Anhänger der Nationalsozialisten und war bei der SA (Sturmabteilung) und der Partei sehr aktiv. Der Form halber war er in dieser Zeit bei seiner Mutter Betty Mann in der Markthalle angestellt.

Franz Mann Berufslaufbahn

Eine seiner Ausbildung als Techniker adäquate Anstellung war in den frühen 1930er Jahren Utopie aufgrund der Massenarbeitslosigkeit infolge der damaligen Weltwirtschaftskrise. Erst durch seine Nähe zum NS-Regime erhielt die

[Berufslaufbahn von Franz Mann]

den entscheidenden Anstoss.

Franz Mann NS Vergangenheit


So wie etliche junge und orientierungslose Menschen war auch Franz Mann empfänglich für populistische Versprechungen. Dem entsprechend war er ab 1931 Anhänger der NSDAP und trat bereits 1933 dem österreichischen Ableger der Partei bei. Zielstrebig und konsequent trieb er seine

[Karriere im NS-Staat]

voran.


Seine illegalen NS-Aktivitäten (die NSDAP war in Österreich zwischen 1933 und 1938 verboten) konnten auf Dauer nicht unentdeckt bleiben. Im Mai 1935 musste er offenbar untertauchen um einer Verhaftung zu entgehen und fuhr zu diesem Zweck nach Oberösterreich, wo er im kleinen Ort Thanstetten im Kremstal Unterschlupf fand. Ob er dorthin familiäre Bande oder Freunde/Bekannte hatte ist nicht bekannt. Er lernte dort zum einen seine im Nachbarort Neukematen ansässige spätere Frau Julianna Obermayr kennen und fand zum anderen nach etwa einem Jahr, in dem er wohl darauf bedacht war nicht aufzufallen, erneut Anschluss an die dortigen illegalen Nationalsozialisten.


Mit religiösen Überzeugungen nahm er es nicht sehr genau. Katholisch geboren, trat er am 07.03.1935 in Wien aus der römisch katholischen Kirche aus, um am 27.10. desselben Jahres in Sierning bei Steyr wieder einzutreten. Er war zuvor aufgrund seiner illegalen NS-Aktivitäten in Oberösterreich untergetaucht.


Seine Verlobte Julianna Obermayr stammte aus Neukematen, einer der lediglich neun evangelischen "Toleranzgemeinden" in Oberösterreich. Nach ihren eigenen Aussagen war sie zuvor unsterblich in den Sohn eines reichen Bauern verliebt. Die damaligen Verhältnisse erlaubten jedoch die Verbindung zwischen einem reichen Bauernsohn und einer einfachen Tischlerstochter nicht. Um Julianna auch kirchlich heiraten zu können, trat Franz Mann vor der Hochzeit am 11.02.1938 wieder einmal aus der katholischen Kirche aus und wechselte am 16.04.1938 zur evangelischen Glaubensgemeinschaft. Am 05.06.1938 heiratete er dann seine Julianna in Neukematen.

Als überzeugter Nationalsozialist wechselte er jedoch erneut seine Konfession streng systemtreu wie die allermeisten Nationalsozialisten am 24.Mai 1939 in "gottgläubig". Als gottgläubig galt, wer sich von den anerkannten Religionsgemeinschaften abgewandt hatte, jedoch nicht glaubenslos war. Die Einführung des Begriffs war der Versuch, eine religiöse Identifikationsformel für Nationalsozialisten jenseits der Kirchen und sonstigen Glaubensgemeinschaften zu schaffen. Das Beiwort bezeugte einen Kirchenaustritt und galt somit in diversen Positionen der Verwaltung als „Ausweis besonderer ideologischer Nähe zum Nationalsozialismus".

Diesen Schritt hatte er jedoch offenbar aus reinem Opportunismus gesetzt, da er sehr bald nach Kriegsende (Mai 1945) am 22.09.1945 bereits wieder in die evangelische Glaubensgemeinschaft aufgenommen wurde.


Schon zuvor, bereits kurz nach Beginn des 2. Weltkrieges (Angriff auf Polen am 01.09.1939), kam das erste Kind des Paares, meine Mutter Gerlinde Mann am 03.01.1940 zur Welt. Das unvermeidliche Parteiabzeichen der NSDAP prangt wie auf allen Fotos dieser Jahre, auf Franz Manns Revers.


Kurz nach Ende des Krieges erblickte Franz und Juliannas zweites Kind, deren Sohn Gerhard Mann, am 18.02.1946 ebenfalls in Wien das Licht der Welt.


Sowohl meine Mutter Gerlinde Mann-Günsberg, insbesondere aber mein Onkel Gerhard Mann berichteten von einer strengen, oft auch von mehr oder weniger brutalen Schlägen begleiteten Erziehung. Zu einer standesgemäßen Erziehung gehörte wohl auch das Erlernen des Klavierspiels, zu dem beide Kinder genötigt wurden. Das zugehörige Klavier, ein gebrauchter Stutzflügel der Marke Ehrbar, der auch mir später noch fallweise diente, wurde im Jahr 1949 zum Preis von ÖS 3.000,00 angeschafft


Mir hingegen war Franz Mann ein sehr liebevoller Großvater, von dem ich nie die oben genannte Behandlung erfuhr, die er seinen Kindern angedeihen hatte lassen.

Am 19.11.1970 starb Franz Mann kurz vor seinem ersehnten Pensionsantritt in seinem geliebten Garten in Ober St. Veit an einem Herzinfarkt. Er wurde am 26.11.1970 auf dem Friedhof in Tullnerbach (Gruppe 1, Grab 65) beigesetzt, auf dem auch seine mütterlichen Vorfahren (Familie Preiner) beerdigt worden waren, deren Grab (Gruppe 1, Grab 56) jedoch 2023 aufgelöst wurde.




Kinder von Franz und Julianna Mann


Gerlinde Günsberg, geborene Mann

Am 03.01.1940, also während des zweiten Weltkrieges, kam Franz und Julianna Manns erstes Kind, deren Tochter Gerlinde Mann in Wien zur Welt. Sie heiratete am 24.02.1961 in Wien Max Günsberg. Am 14.03.1964 kam deren einziges Kind Gerhard Günsberg ebenfalls in Wien zur Welt. Nach dem Tod von Max Günsberg (1976) heiratete Gerlinde Günsberg am 22.06.1979 in Wien Werner Klaus. Diese Ehe wurde am 20.12.1989 ebenfalls in Wien wieder geschieden. Gerlinde Günsberg starb am 24.10.2014 in Wien an einer Krebserkrankung und wurde am Friedhof in Tullnerbach im Grab ihres Mannes Max Günsberg bestattet.

Gerlinde und Gerhard Günsberg


Gerhard Mann

Am 18.02.1946, also nach dem Krieg, kam Franz und Julianna Manns Sohn Gerhard Mann in Wien zur Welt. Gerhard Mann heiratete 1979 in Dürnstein (Wachau) Michaela Schilling. Die Ehe wurde jedoch wieder geschieden. Danach heiratete er Elisabeth. Er starb am 07.10.2020 kinderlos in Vösendorf bei Wien, wie seine Schwester wenige Jahre zuvor ebenfalls an einer Krebserkrankung, und wurde am Vösendorfer Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.

Gerhard Mann


Familie Mann ca. 1949