Sindel Singer wurde als Sindel Engler 1892 oder 1894 als Sohn von Moses Engler und Pesie Singer in Jucica Noua, damals eine eigenständige Gemeinde im Gerichtsbezirk von Sadagora, heute als Neu-Zuczka ein Stadtteil von Czernowitz, der Hauptstadt des damaligen (bis 1918) österreichischen Kronlandes Bukowina, geboren.
Aufgrund des in vielen Dokumenten vorhandenen Doppelnamens seiner Eltern Moses Engler und Pesie Singer lässt sich ableiten, dass die beiden in Zucka in einer nicht der israelitischen Kultusgemeinde (IKG) zuzuordnenden Synagoge geheiratet haben. Dem damaligen Streit zwischen dem Oberrabbinat von Czernowitz (in der Chereskulgasse/heute Shchepkina) und dem Zaddiken von Sadagora ist zu verdanken, dass die dortigen Bücher erst nach 1901 vorhanden sind und aufgrund dieses Streits die Ehe nicht verzeichnet wurde und daher bei Behörden als nicht rechtskräftig galt. Also wurden auch die Kinder dieser Ehe nicht legitimiert. Sie wurden nachträglich als unehelich vermerkt und mussten ebenso wie ihre Mutter Pessi den Mädchennamen der Mutter, Singer, annehmen. Diese Namensänderung erfolgte erst viel später in Wien im Jahr 1926.
Sindel Singers Vater Moses Engler starb bereits 1896 in Czernowitz. Sindel kam dann mit seiner Mutter Pesie Singer 1916 nach Wien und lebte mit ihr und seinen Geschwistern Etie Feige (Mutter von Max Günsberg) und Abraham David in der gemeinsamen Wohnung in 1030 Wien, Radetzkystraße 10. Zuerst auf Tür Nummer 18, danach auf Tür Nummer 5. Sie lebten im selben Haus wie Pessis Schwägerin Klara Engler und deren vielköpfige Famile, die bereits 1914 nach Wien gekommen waren.
Er zog jedoch wieder nach Czernowitz, bereits 1922 ist er im dortigen Adressbuch als Viehhändler, noch unter dem Namen Sindel Engler (die Namensänderung erfolgte ja erst später), in der Haydngasse 4 zu finden. Im Jahr 1927 wohnte er, diesmal bereits umbenannt als Sindel Singer, laut Czernowitzer Adressbuch in der Dreifaltigkeitsgasse 2a (heute Bohdana Khmel'nyts'koho St, 2) in allernächster Nähe zum ehemaligen Wohnort der Familie Engler. Im Jahr 1940 scheint er noch in der Verlassenschaft seiner Mutter Pessi auf. Auf einer Liste von Waisenkindern aus dem Jahr 1944 existiert ein Eintrag eines siebenjährigen Marcel Singer, dessen Eltern als Sindel und Paula Singer aus Czernowitz angegeben sind, die demnach 1944 nicht mehr am Leben waren. Diese Angabe würde gut passen und Marcel Singer (*1937) wäre zu Max Günsberg ein echter Cousin gewesen. Es gibt einige Aufzeichnungen eines Marcel Singer, der in den 1950er Jahren in die USA ausgewandert ist. Eine definitive Zuordnung ist jedoch aufgrund fehlender Daten nicht möglich.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit kam Sindel Singer also im Holocaust zwischen 1941 und 1944 ums Leben. Dies kann jedoch nicht letztgültig verifiziert werden.