Abraham Fanger

Verwandtschaft zu Max Günsberg: Großonkel, Bruder seiner väterlichen Großmutter

Abraham Fanger wurde am 16.11.1862 in Schurawno/Zurawno, nahe Lwiw (Lemberg) in der heutigen Ukraine, damals (bis 1918) österreichisches Kronland Galizien, als Sohn von Rafael und Sime Fanger geboren. Er kam mit seinen Eltern und den Geschwistern Paula, Sabine und Nathan 1880 nach Wien, während seine bereits großjährigen Schwestern Chaje Fanger-Gräber und Reisie Fanger-Günsberg bereits Familien gegründet hatten und daher in Galizien verblieben. Abraham war traditionsgemäß, so wie viele Zurawnoer, als Viehhändler tätig.

Er heiratete in Wien im Jänner 1889 die [christliche] Witwe Katharina Saumwald (geb. Plock, *31.08.1849/+19.02.1931) aus Pressburg, sie wohnten zu dieser Zeit im zweiten Bezirk in der Unteren Donaustraße 43 und Katharina brachte vier Kinder in die Ehe mit.


Ab 1903 wohnte Abraham Fanger an derselben Adresse wie seine Schwester Sabine und Schwager Moses Brill in 1030 Wien, Kleistgasse 23 und später bis zu seinem Tod in 1030, Khunngasse 4, also in unmittelbarer Nähe zur Fleischerei seiner Schwester. Er betrieb weiterhin seinen Viehhandel, allerdings laut Adressbuch unter dem Namen Adolf Fanger. Im Jahr 1904 kam sein Schwager Max Schenke , der Geschäftsmann und Ehemann von Abrahams Schwester Paula, wahrscheinlich in finanzielle Schwierigkeiten. Offenbar wollte ihm Abraham aus der Patsche helfen und kaufte Max Schenke am 01.04.1904 zwei Patente zum Preis von 2.500,00 Kronen ab. Nach heutigem Wert (2021) entspricht das der stattlichen Summe von EUR 17.600,00. Diese Patente schützten eine Erfindung namens "Schwitzkasten für Dampf- oder Heissluftbäder", also quasi eine Ein-Mann-Sauna. Mit diesem Geld wanderte Max Schenke 1905 dann mit seiner Familie in die USA aus, nachdem er seine Firma trotz der Geldsprize seines Schwagers nicht mehr retten hatte können und über diese der Konkurs eröffnet worden war.

Abraham Fanger starb am 29.07.1914 in Wien und wurde am 31.07.1914 am neuen jüdischen Friedhof begraben. Da er keine direkten Nachkommen hatte und auch seine Eltern längst verstorben waren, waren in erster Linie seine Geschwister Sabine Brill, Chaje Gräber, Paula Schenke sowie die noch in Galizien ansässige Rosa/Reisie Günsberg erbberechtigt.

Sabine und Chaje waren zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits verstorben und die in die USA ausgewanderte Paula und deren Kinder Kurt und Gertrude gingen aus unbekanntem Grund bei dieser Erbschaft leer aus.

Es blieben also nur die Kinder von Sabine Brill (seine Nichten/Neffen) sowie Reisie Günsberg (seine Schwester) als potentielle Erben übrig. Als einzige in Wien lebende Verwandte waren bei der Todfallsaufnahme von Abraham Fanger seine Nichte Netti sowie sein Neffe David Brill (die Kinder seiner 1911 verstorbenen Schwester Sabine Brill, geb. Fanger) anwesend. Seltsamerweise wurde jedoch auch seine Nichte Marie Brill angeführt, die jedoch definitiv schon 1889 als Kleinkind verstorben war. Sogar die Unterschrift einer angeblichen Marie Brill findet sich auf diesem Dokument. Warum jemand unter falschem Namen firmierte kann nur spekuliert werden. Möglicherweise sollte ein größeres Erbteil erschlichen werden. Abrahams 1911 verstorbene Schwester Sabine Brill, die Mutter der angeblichen Marie Brill, war bei früheren Gelegenheiten ja ähnlich "kreativ" gewesen.

Schlussendlich wurde sein Nachlass, allerdings erst 1916, zur Gänze an Rosa/Reisie Günsberg, die Großmutter von Max Günsberg, eingeantwortet. Zu diesem Nachlass zählten neben der Wohnungseinrichtung aus der Khunngasse 4/11 drei Sparbücher mit Einlagen von in Summe einigen Tausend Kronen.

Grabstein Abraham Fanger; Iris & Dominik Günsberg

Grabstein von Abraham Fanger
mit Dominik & Iris Günsberg