Chaje Fanger-Gräber

Verwandtschaft zu Max Günsberg: Großtante, Schwester seiner väterlichen Großmutter

Chaje Fanger wurde 1853 in Schurawno/Zurawno, nahe Lwiw (Lemberg) in der heutigen Ukraine, damals (bis 1918) österreichisches Kronland Galizien, als Tochter von Rafael und Sime Fanger geboren. Sie war mit ihrem Lebensgefährten Elische/Elias Gräber lediglich rituell verheiratet und wohnte mit ihm in Stryi, ca. 30km westlich von ihrem Geburtsort. Ilegitime Heiraten waren in Galizien zu dieser Zeit sehr häufig; zum Zwecke der Geburtenkontrolle (vor allem der jüdischen Bevölkerung) durfte im Rahmen einer Quotenregelung nur mit staatlicher Erlaubnis geheiratet werden. Das hielt jedoch nur selten Paare von einer rituellen Trauung und auch nicht von der Gründung einer Familie ab.

Während Chaje und Elias in Galizien verblieben, übersiedelten Chajes Eltern Rafael und Sime Fanger 1880 mit deren minderjährigen Kindern nach Wien.

Elias war von Beruf Kaufmann und in der Modebranche tätig. Chaje Fanger starb in Stryi am 02.06.1907. Elias´ weiterer Lebensweg ist ungeklärt.

Das Paar bekam in Stryi acht Kinder. :

  • Elias Jacob Fanger-Gräber
  • Abraham Fanger-Gräber
  • Gittel Fanger-Gräber
  • Abraham Wolf Fanger-Gräber
  • Rafael Fanger-Gräber
  • Osias Ber Fanger-Gräber
  • Natan Fanger-Gräber
  • Selig Fanger-Gräber

Chajes Kinder

    • Elias Jacob Fanger-Gräber wurde am 08.10.1877 in Zurawno geboren. Er heiratete am 29.05.1904 in Drohobycz (nahe Stryi) Sabine Heimberg-Schneider (* 1878). Sabine Fanger-Gräber starb 1928, Elias Jacob Fanger-Gräber starb am 02.10.1932 in Drohobycz.

      Dieses Paar bekam in Drohobycz mehrere Kinder:
      • Cäcilie Fanger-Gräber wurde am 21.12.1906 in Drohobycz  geboren und kam in den Kriegswirren wie etliche andere Familienmitglieder nach Wien. Sie starb allerdings im zarten Alter von zwölf Jahren am 27.09.1918 im 8. Bezirk, Alserstraße 43, an einer „Neubildung des linken Oberschenkels“ (steht tatsächlich so im Dokument) und wurde auch hier begraben.

      • Maurycy Henryk Fanger-Gräber kam am 04.01.1911 in Drohobycz zur Welt.

      • Norbert Nachum "Nulek" Fanger-Gräber kam am 10.09.1905 zur Welt. Er lebte in Drohobycz in der Gerberstraße 9 und arbeitete als Buchhalter/Korrespondent. Er dürfte auch studiert haben, nach dem Krieg ist er als Dr. Norbert Fanger angeführt. Er heiratete Bina Backenroth (*31.10.1913) und sie zeugten ein Kind. Norbert wurde während des Krieges zuerst in Drohobycz in der Ölindustrie als Zwangsarbeiter eingesetzt, ebenso seine Frau Bina als Hilfskraft. Er kam am 10.08.1944 ins Konzentrationslager Mauthausen. Er überlebte, kam nach Wien zurück, und wohnte 1946 in 1150 Wien, Kranzgasse 7. Seine Frau dürfte nicht überlebt haben. Er wanderte danach nach Palästina aus und heiratete Ita Itka Zinger, die beiden bekamen eine Tochter namens Margalit. Norbert starb in Ramat Gan, Tel Aviv, am 02.02.1958. Seine Nachkommen (Familien Navon/Tur/Kumer) leben nach wie vor in IsraelAbraham Fanger-Gräber wurde am  07.04.1879 in Stryi geboren. Er verstarb allerdings bereits im Kleinkindalter am 06.03.1881.

    • Gittel Fanger-Gräber wurde am 30.01.1881 in Stryi geboren. Sie kam nach Wien, wohnte in 1020 Wien, Erlafstraße 7/42 und arbeitete als Buchhalterin. Sie starb am 05.01.1934 an einer Lungenentzündung in der Lungenheilanstalt „Am Steinhof“ im dreizehnten Bezirk und ist in Wien begraben.

    • Abraham Wolf Fanger-Gräber wurde 1882 geboren und verstarb noch als Kleinkind am 29.03.1885.

    • Rafael Fanger-Gräber wurde am 03.09.1884 in Stryi geboren. Er wurde offensichtlich nach seinem Großvater Rafael, der kurz zuvor, 1882, in Wien gestorben war, benannt. Rafael wohnte für kurze Zeit vom 08.-18.11.1929 in Wien bei seiner Schwester Gittel in der Erlafstraße. Sein weiterer Lebensweg ist unbekannt.

    • Osias Ber Fanger-Gräber wurde nur 2 Monate alt und verstarb in Stryi am 19.10.1888.

    • Natan Fanger-Gräber wurde am 07.12.1892 in Stryi geboren und kam 1920 nach Wien. Am 28.12.1920 optierte er für die österreichische Staatsangehörigkeit, sein Antrag wurde aber wie der fast aller Juden und Jüdinnen abgewiesen. Die Schwierigkeiten, die mit dem Optieren verbunden waren, sind auf der Familienseite der Englers ausführlich beschrieben. Er wohnte von 20.10.1920-23.10.1923 in 1020 Wien, Alliiertenstraße 16/3, danach in 1090 Wien, Türkenstraße 14 und von 1929 bis 1931 in 1020 Wien, Förstergasse 5. Am 17.12.1929 trat er aus der israelitischen Glaubensgemeinschaft aus und heiratete offenbar konfessionslos Elisabeth Etmayer, die ebenfalls ohne Glaubensbekenntnis angeführt wurde. Der Austritt aus der IKG sollte ihm jedoch 1938 natürlich nichts nützen. Natan und seine Frau Elisabeth lebten in 1200 Wien, Klosterneuburger Straße 52/17. Als Beruf gab Natan Gräber meist Bankbeamter an. Am 15.07.1938 hatte er wie alle Wiener Juden ein Vermögensverzeichnis zu erstellen. Zu diesem Zeitpunkt wurde er als Invalidenrentner geführt. Was danach mit ihm geschah ist unbekannt, er scheint in keiner Opferdatenbank auf.
      Seine Frau Elisabeth Gräber starb wahrscheinlich in Wien am 11.02.1969 und wurde am Stammerdorfer Friedhof (Gruppe29/Reihe 14/Nummer 29z).

    • Selig Fanger-Gräber wurde am 20.03.1896 in Stryi geboren und dürfte jedenfalls vor 1914 gestorben sein, da er im Nachlassverfahren seines Onkels Abraham Fanger nicht mehr genannt wird.