Rafael und Sime Fanger

Verwandtschaft zu Max Günsberg: Urgroßeltern, Eltern seiner väterlichen Großmutter

Max´ Urgroßvater Rafael Fanger wurde 1817 oder 1820 in Schurawno/Zurawno, nahe Lwiw (Lemberg) in der heutigen Ukraine, damals (bis 1918) österreichisches Kronland Galizien, als Sohn des Natan Halevy Fanger geboren. Er arbeitete als Taglöhner und heiratete 1853 in Zurawno die hier im Jahr 1833 oder 1837 geborene Sime Katz. Sie bekamen zwischen 1853 und 1862 sechs Kinder, vier Töchter und zwei Söhne:

Die Familie Fanger lebte in Zurawno im Haus Kataster Nr. 148.

Im Jahr 1880 entschloss sich auch ein großer Teil der Familie Fanger, einen Neuanfang in Wien zu versuchen. Diese Zurawnoer gehörten damit zur ersten großen Welle galizischer Immigranten in Wien, mit der in den 1870er und 1880er Jahren einige Zehntausend Juden und Jüdinnen ankamen.

Die beiden bereits großjährigen Töchter Chaje und Reisie hatten bereits Familien gegründet und verblieben daher in Galizien.

Die restliche Familie übersiedelte um 1880 nach Wien. Nathan kam bereits am 2.Juli an. Am 24. Dezember kamen seine Eltern mit den noch minderjährigen Kindern nach, die dann im dritten Bezirk in der Disslergasse 3 wohnten. Rafael und sein Sohn Nathan (*1856) übten in Wien den Beruf des Ochsenschaffers aus. Dieser Begriff bezeichnete einen subalternen Beamten, der am Viehmarkt als Aufseher fungierte. Die „Zurawnoer Ochsenschaffer“ waren am Zentralviehmarkt in St. Marx im dritten Bezirk beschäftigt und finden als solche sogar einmal Erwähnung im Illustrierten Wiener Extrablatt von 1881.

Der Begriff des Ochsenschaffers ist in keinem zeitgenössischen Wörterbuch und in keinerlei Literatur zu finden. Sehr wohl jedoch der Begriff des Viehschaffners. Laut Meyers Großem Konversationslexikon: „Viehschaffner (Viehpraxer), Wärter, Aufseher, auch Kaufvermittler für Vieh.“ Es könnte sich allerdings auch um einen Maschgiach handeln. Das ist ein Aufseher, der die Einhaltung der Regeln der jüdischen Speisegesetze, der Kaschrut, kontrolliert. Ein Maschgiach entscheidet beispielsweise, ob eine Kuh Gesundheitsmängel hat und koscher geschlachtet werden darf. Auf einem Aquarell aus 1891, welches in der österreichischen Nationalbibliothek aufliegt, ist eine Schlachtszene am Zentralviehmarkt in St. Marx dargestellt. Im Hintergrund ist eine Aufsichtsperson mit entsprechender Kopfbedeckung zu sehen. Möglicherweise ist das ein Ochsenschaffer:

Schlachtszene am Viehmarkt St. Marx

Nur zwei Jahre nach seiner Ankunft in Wien starb Rafael Fanger am 06.03.1882 mit nur 62 Jahren und wurde in Wien beerdigt. Die in Galizien verbliebenen Schwestern Reisie und Chaje haben, beide ganz der Tradition entsprechend, ihre im Jahr 1884 in Galizien geborenen Söhne kurz nach dem Tod ihres in Wien lebenden Vaters (1882) mit dessen Namen Rafael bedacht.

Sime Fanger überlebte ihren Mann um etliche Jahre, lebte später bei ihrer Tochter Sabine Brill in 1030 Wien, Khunngasse 2, und starb am 05.06.1909. Sie wurde im Grab ihres Mannes bestattet.


Grabstein Rafael und Sime Fanger

פיענוח המצבה:
פנ איש ישר דרך מפרנס את בני ביתו באמונה תח מור רפאל פאנגער בן מוה נתן הלוי מגאליציען ינ ביום ב' שושן פורים תרמב לפקלפק

Rafael Fanger, gest. am 6 März 1882 im 66 Lebensjahre Tief betrauert von seiner Gattin u. Kindern Friede seiner AscheSime Fanger, gest. am 5.Juni 1909