Chaje Günsberg

Verwandtschaft zu Max Günsberg: Tante, Schwester seines Vaters
Chaje Sara Günsberg-Fanger wurde zwischen 1885 und 1890 in Schurawno/Zurawno, nahe Lwiw (Lemberg) in der heutigen Ukraine, damals (bis 1918) österreichisches Kronland Galizien, als Tochter von Jona Günsberg und Reisie Fanger geboren. Sie heiratete in Zurawno am 16.01.1906 den Lehrer Osias Hölzer-Horn (*18.09.1879 in Daszawa (Stryi)) und gründete mit ihm im nahegelegenen Chodowice, ebenfalls ein Vorort von Stryj, eine Familie mit zumindest fünf Kindern, allesamt Cousins/Cousinen meines Vaters Max Günsberg:
  • Jonas Horn (*20.02.1908), es ist also davon auszugehen, dass Großvater Jona Günsberg bereits zuvor verstorben war; Jonas dürfte aber bereits vor 1914 verstorben sein, da sein 1914 geborener Bruder (siehe unterhalb) ebenfalls als Zweitnamen den Namen Jonas erhielt
  • Cywie Ruchel Horn (*07.03.1909)
  • Rozalja Horn (*1911/✡21.03.1933)
  • Sabina Horn (*09.11.1912/✡13.05.1998)
  • Herman Jonas Horn (*01.02.1914)

Laut der persönlichen E-mail-Auskunft von Tatyana Bedzenko, der nach wie vor in Kiew ansässigen Enkelin der oben genannten Sabina Horn, wurde praktisch die gesamte Familie Horn im Holocaust zwischen 1941 und 1945 ermordet. Einzig ihre Großmutter Sabina überlebte. Sie studierte während des Krieges, als sie zurückkehrte war ihr Elternhaus zerstört und laut Angaben der Nachbarn niemand mehr am Leben. Sie heiratete vor 1945 einen Mann namens Alexander (Nachname unbekannt), der in den Kriegswirren noch vor 1945 ums Leben kam. In der Folge heiratete sie erneut 1945 Konstantin Bedzenko und bekam mit ihm am 05.01.1947 einen Sohn namens Alexander Bedzenko, den Vater von Tatyana, von der diese Informationen stammen.

Sabina Horn, ca. 1945

Sabina Horn, ca.1945. Fotoherkunft Tatyana Bedzenko.


Was geschah mit den Tätern?

Die in Stryj eingesetzten Polizei- und Ordnungskräfte, die maßgeblich für die massenhafte Ermordung der jüdischen Bevölkerung verantwortlich waren, rekrutierten sich hauptsächlich aus Angehörigen der Wiener Polizei:

"Die Auslöschung der jüdischen Gemeinde Stryj und das Schutzpolizeiregiment 24. Anfang Oktober 1941 erhielt eine 20-köpfige Gruppe von Polizisten aus Wien den Marschbefehl nach Stryj in Ostgalizien (in der heutigen Ukraine), um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Erst im Sommer 1944 traten sie den Rückzug an. Zurückgelassen hatten sie eine Blutspur von ca. 30 000 ermordeten Jüdinnen und Juden, entweder per Bahn nach Belcez ins Gas geschickt oder bei sogenannten »Umsiedlungen« erschossen."
(aus: Ulrich Schmidt »Ich gebe zu, gehört zu haben«)


Obwohl die Verbrechen der Schutzpolizei offensichtlich und die Beweislast erdrückend waren, kam es im Verlauf der Volksgerichtsprozesse in Wien nach 1945 nur zu sehr wenigen Verurteilungen bzw. Strafzumessungen:  Schupo-Kriegsverbrecher von Stryj vor dem Wiener Volksgericht, Published in Haifa, June 1957